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Andacht: Zuversicht, die größer ist als Angst

„Unsere Kissen sind nass von den Tränen verstörter Träume. Aber wieder steigt aus unseren leeren hilflosen Händen die Taube auf.“
Hilde Domin

Wenn ich zulasse, dass Befürchtungen vor dem, was morgen kommen könnte, meinen Tag erfüllen: Dann vergeude ich damit viel Kraft, die ich ebenso gut aktiv für den jetzigen Moment verwenden könnte.
Wenn ich Gedanken Raum gebe, wie fürchterlich alles wird, dass es mit der Gesellschaft und der Außenpolitik und den Finanzen und der eigenen Gesundheit bergab geht:
Dann tragen meine dunklen Gedanken dazu bei, meinen Lebensmut gefangen zu nehmen und ängstlich zu verharren.
Wenn ich darüber grüble, was ich heute alles schaffen müsste, damit ich ansatzweise mit mir zufrieden sein kann, dann verpasse ich die sonnige halbe Stunde im Garten und die ersten Schwalben, die zu uns zurückkehren und den Sommer verkünden.
Wenn ich durch den Karton voller Postkarten stöbere, gesammelt in vielen Jahren, und überlege, welche Person sich über welches Bild und welchen Spruch freuen könnte:
Dann haben meine Gedanken ein Ziel, einen liebevollen Adressaten.
Wenn ich mein Bücherregal aufräume und mir ein kleiner Geschenkband über Engel in die Hände fällt, dann denke ich an einen Menschen, der seit vielen Monaten immer wieder ins Krankenhaus muss. Dann stecke ich das Buch in einen Umschlag und klebe vorne noch buntes Obst drauf, ausgeschnitten aus einer Supermarktreklame und knallig bunt, und mache eine kleine Radtour, um den Umschlag vorbei zu bringen.
Wenn der Paketbote klingelt, um eine Sendung für die Nachbarn abzugeben, stecke ich ihm einen Müsliriegel zu, da ich weiß, dass er keine Zeit zum Essen hat und viel zu wenig verdient.
Denn ich weiß:
Ich kann mich entscheiden, ob ich meine Zeit der Angst widme oder sie der Zuversicht schenke.
Ich selbst wähle, ob ich in das allgemeine Gejammer einstimme oder ein Lied summe und die Glockenblumen im Riss durch den Gehwegs bewundere:
So zart und doch so hartnäckig.
Vielleicht gibt es noch mehr auf der Welt, das zerbrechlich scheint und uns dennoch über gedankliche Grenzen hinaus führt.

Marie Krüerke

„Ja, die Welt ist dunkel. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie!
Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, aber ganz von oben, vom Himmel her. Gott sitzt im Regimente.
Darum fürchte ich mich nicht. Bleiben wir doch zuversichtlich auch in dunkelsten Augenblicken! Lassen wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt!
Gott läßt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns und uns alle miteinander nicht! Es wird regiert!“

Karl Barth am Vorabend seines Todes 1968

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